14. Wero – der europäische Zahlungsanbieter der Zukunft?

Die deutschen und die europäischen Online-Zahlungsanbieter liegen im Vergleich mit den USA und Asien um Jahrzehnte zurück. Ändern soll sich dieser Zustand mit dem Projekt Wero, einer europäische Alternative zu PayPal und Alipay.
Entwickelt wird der neue Dienst von der European Payments Initiative (EPI). Wero soll zur Souveränität Europas im Zahlungsverkehr beitragen.

Die Wero-Vorgängerprojekte in Deutschland

In Deutschland besitzt fast jeder Erwachsene ein Girokonto. Und ein Girokonto ist ja dazu da, um den Zahlungsverkehr abzuwickeln. Eigentlich ist PayPal bei uns überlüssig. Es gibt diesen Drittanbieter in Deutschland nur deshalb, weil die unsere Banken die Entwicklung des E-Commerce völlig verschlafen haben. Die Wünsche des Onlinehandels nach unkomplizierten und sicheren Zahlungsmethoden wurden bis 2014 komplett ignoriert. Dann kamen Paydirekt und Giropay.

Paydirekt wurde 2014 von deutschen Banken und Sparkassen ins Leben gerufen, um einen eigenen, sicheren Zahlungsdienst als Konkurrenz zu PayPal zu schaffen. Allerdings konnte Paydirekt nie richtig Fuß fassen.

Die Gründe für das Scheitern von Paydirekt

Später Markteintritt

Als Paydirekt 2015 live ging, war PayPal bereits im Markt verankert. Millionen Deutsche nutzten es regelmäßig, viele Händler hatten es fest integriert. Paydirekt kam zu spät, um noch als ernsthafte Alternative wahrgenommen zu werden.


Komplizierte Nutzung

Im Gegensatz zu PayPal war die Nutzerregistrierung bei Paydirekt umständlich. Kunden mussten sich über ihre Bank oder Sparkasse registrieren, was von Institut zu Institut unterschiedlich funktionierte. Das sorgte für Verwirrung und Abbrüche bei der Anmeldung.


Händler waren Bittsteller, keine Partner

Für Händler war die Integration von Paydirekt technisch aufwendiger und teurer. Für die Integration von Paydirekt mit den weit verbreiteten Shopsystemen WooCommerce und Shopware wurden keine kostenloses Plugins zur Verfügung gestellt. Paydirekt-Händler, sofern es sie überhaupt gab, waren auf teure und wenig verbreitete Module des Anbieters sellxed angewiesen. Dort ist nun zu lesen: „Dieses Modul wurde eingestellt.“
Für unabhängige Händler fehlte jeglicher technische oder finanzielle Anreiz, Paydirekt anzubieten. Und auch die großen Plattformen wie Amazon, eBay und Etsy zeigten wenig Interesse.


Mangelnde Innovation

Paydirekt konnte keine Alleinstellungsmerkmale bieten. Technisch und funktional hinkte der Dienst hinter PayPal, Klarna oder Apple Pay hinterher.


Zersplitterte Bankenlandschaft

Paydirekt, ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen Banke, war von internen Interessenkonflikten überschattet. Jede Bank verfolgte eigene Strategien und einige starteten sogar Konkurrenzprodukte zu Paydirekt.


Schwaches Marketing

Die Markenbekanntheit von Paydirekt war gering. Viele Kunden wussten nicht, dass es den Dienst gibt – oder verwechselten ihn mit Giropay, Sofortüberweisung oder anderen Anbietern.


Von Paydirekt zu Giropay

2021 wurde Paydirekt mit Giropay (einer älteren Zahlungslösung im Onlinebanking) verschmolzen. Ziel war es, mit vereinten Kräften endlich einen einheitlichen deutschen Bezahldienst zu schaffen. Doch auch Giropay hatte zu wenig kostenlose und unkomplizierte Schnittstellen zu WooCommerce und anderen Shopsystemen.
Das Online-Zahlverfahren Giropay wurde zum 31. Dezember 2024 eingestellt.


Fazit: Paydirekt ist ein Lehrstück dafür, dass sich zerstritte Akteure niemals gegen Marktführer durchsetzen können. Ob es Wero besser macht? Es bleibt abzuwarten.
Persönliche Meinung: Einen schweren strategischen Fehler hat der neue Dienst schon begangen. Die Kundinnen und Kunden von Giropay wurden nicht automatisch übernommen.

Als europäischer Nachfolger von Giropay wurde im Juli 2024 der Zahlungsdienstleister Wero eingeführt. Wero solle eine sichere und datenschutzfreundliche europäische Zahlungsalternative zu PayPal bieten.


Der Name Wero

Der Name „wero“ steht sinnbildlich für den europäischen Zusammenhalt („we“) und Innovation („ero“ als Anklang an „hero“). Und ein wenig „Euro“ steckt auch im Wort.

Was Wero für Händler bietet:

  1. Einfache QR-Code-Zahlungen. Kunden scannen und bezahlen direkt, ohne Terminal. Keine langen Formulare, weniger Abbrüche.
  2. Direkte Zahlungen von Konto zu Konto. Ganz ohne unnötige Zwischenhändler, über Ihren Zahlungsdienstleister.
  3. Omnichannel Perfektion. Bestellen, zahlen und abholen, wie es den Kunden am besten passt, mit einer einheitlichen Preisstruktur für jede Transaktion.
  4. Umfangreiche Zahlungsszenarien Einmalige oder wiederkehrende Zahlungen, Abonnements, Ereignis-basierte Zahlungen und mehr. Alles in einer Integration.
  5. Robuste Sicherheit und Datenschutz. 100% konform mit EU-Vorgaben, damit Sie mit Vertrauen verkaufen können.

Quelle: https://wero-wallet.eu/de/handler


Wer steckt hinter Wero?

Die EPI wurde ursprünglich von mehr als 30 europäischen Banken ins Leben gerufen, um ein gemeinsames europäisches Zahlungssystem zu etablieren. Allerdings sind einige Banken schon wieder abgesprungen. Liste der Wikipedia.

  • Die Deutsche Bank hat Wero (noch) an die Postbank „ausgelagert“.
  • Die Sparkassen verhalten sich uneinheitlich.
  • Die Commerzbank verweigert sich.

Funktionen von Wero im Detail

Wero soll eine breite Palette an Zahlungsfunktionen abdecken:

Peer-to-Peer-Zahlungen (P2P)

  • Direkte Geldübertragungen von Person zu Person, ähnlich wie bei PayPal
  • Nutzung per App mit Telefonnummer oder E-Mail-Adresse als Identifier.

Instant Payments

  • Echtzeitüberweisungen innerhalb weniger Sekunden auf Basis des SEPA-Instant-Standards.
  • Einsatz sowohl im privaten als auch geschäftlichen Umfeld.

E-Commerce-Zahlungen

  • Bezahlung in Online-Shops über wero als alternative Zahlungsmethode.
  • Integration in Payment-Gateways ist geplant.

Point-of-Sale-Zahlungen

  • In Zukunft auch Bezahlungen im stationären Handel via QR-Code oder NFC.
  • Kontaktlose Zahlung ähnlich wie Apple Pay.

Vorteile von Wero

Europäische Souveränität

Wero stärkt die Unabhängigkeit Europas und sichert die Kontrolle über Zahlungsdaten. Die Wertschöpfung findet in Europa statt.

Echtzeitverfügbarkeit

Dank SEPA Instant werden Zahlungen in Echtzeit verarbeitet – 24/7/365.

Datenschutz & DSGVO-Konformität

Alle Datenverarbeitung findet innerhalb der EU statt, was hohe Datenschutzstandards gewährleistet.

Bankenintegration

Direkte Verknüpfung mit europäischen Banken – kein „Umweg“ über Drittanbieter nötig.

Einheitliches Nutzererlebnis

Ziel ist es, eine App bereitzustellen, die europaweit funktioniert und lokale Besonderheiten berücksichtigt (z. B. Girokonten in Deutschland).


Zukunft von Wero

Die erste Phase der Markteinführung startete 2024 in Deutschland, Frankreich und Belgien, mit Fokus auf P2P-Zahlungen. Weitere Länder und diese Funktionen sollen folgen:

  • Einführung im stationären Handel
  • Einführung im E-Commerce

Fazit zu Wero

Wero ist ein ambitioniertes Projekt mit dem Potenzial, den europäischen Zahlungsverkehr langfristig zu verändern. Es vereint Sicherheit, Echtzeit-Funktionalität und europäische Werte in einer modernen Zahlungsplattform. Ob es gelingt, eine breite Akzeptanz zu schaffen und die technischen sowie regulatorischen Herausforderungen zu meistern?

PS: Ich habe nach Wero und POS gegoogelt. Gelandet bin ich dann auf der obigen Anzeige. Die Anzeige führte auf die französischsprachige Seite von Wero.

Anscheinend hat das Wero-Marketing-Team noch Probleme mit der Schaltung von Google Ads.

Hier geht es zum Wero-Newsroom.