
Cyberkriminalität, Betrugsversuche und Zahlungsausfälle gehören zu den größten Herausforderungen für Online-Händler. Effektives Risikomanagement und eine robuste Fraudprävention (Betrugsprävention) sind daher Pflicht. Unternehmen, die ihre Risiken im Griff haben, schützen ihren Umsatz.
Warum Risikomanagement im E-Commerce unerlässlich ist
Im Gegensatz zum stationären Handel finden Transaktionen im E-Commerce anonym und digital statt. Die fehlende persönliche Interaktion erhöht das Risiko für Identitätsdiebstahl und Kreditkartenbetrug.
Ein Risikomanagement hilft, diese Risiken frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und zu minimieren. Dabei gilt: Prävention ist effektiver (und günstiger) als Reaktion.
Risiken im Überblick
Zahlungsausfälle
Insbesondere beim Kauf auf Rechnung oder per Lastschrift trägt der Händler das Risiko, dass der Kunde nicht zahlt.
Betrug mit gestohlenen Daten
- So betreiben die Täter Datendiebstahl.
Cyberkriminelle nutzen gestohlene Kreditkartendaten oder gehackte Konten für betrügerische Einkäufe.
Retouren- und Warenbetrug
Einige Kunden bestellen absichtlich mit Rücksendeabsicht oder täuschen beschädigte Ware vor, um Rückerstattungen zu erhalten.
Gefälschte Bewertungen
Gefälschte und „gut formulierte“ negative Bewertungen bei Google oder auf Marktplätzen können eine Marke komplett zerstören.
Fake-Shops
Angriffe auf die Reputation durch imitierte Online-Shops können Kunden abziehen und den Ruf nachhaltig schädigen.
Risikomanagement im Online-Handel
Ein wirksames Risikomanagement besteht aus mehreren Bausteinen:
Risikoanalyse
Identifikation und Klassifikation potenzieller Risiken anhand von:
- Kundendaten
- Produktkategorie
- Zahlungsart
- Lieferadresse
Risikobewertung
Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit und des Schadenspotenzials – z. B. mit Hilfe von Scoring-Modellen.
Maßnahmen zur Risikominderung
Je nach Risikoprofil sollten passende Gegenmaßnahmen ergriffen werden – von Bonitätsprüfung bis hin zur Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Monitoring und Reporting
Kontinuierliche Überwachung der Transaktionen und Ableitung von Trends oder Anomalien.
Fraudprävention: Strategien und Technologien
Technische Maßnahmen
Maßnahme | Nutzen |
---|---|
Adressverifizierung (AVS) | Abgleich der Rechnungsadresse mit Kartendaten |
Device Fingerprinting | Identifizierung verdächtiger Endgeräte |
Geolokalisierung | Erkennung von Bestellungen aus Hochrisikogebieten |
3D Secure 2.0 | Erweiterte Authentifizierung bei Kreditkarten |
CAPTCHA & Bot-Erkennung | Schutz vor automatisierten Angriffen |
Bonitäts- und Identitätsprüfung
Durch Anbieter wie SCHUFA, CRIF oder infoscore lässt sich die Zahlungsfähigkeit von Neukunden in Echtzeit prüfen.
Betrugs-Scoring und Machine Learning
Algorithmen analysieren Tausende Datenpunkte (z. B. Bestellverhalten, IP-Adresse, Warenkorbgröße) und berechnen ein Risikoprofil für jede Transaktion.
Blacklists und Whitelists
Bekannte Betrugsversuche (z. B. bestimmte E-Mail-Adressen oder IP-Bereiche) werden blockiert, vertrauenswürdige Kunden ggf. bevorzugt behandelt.
Die Rolle externer Partner
Viele Online-Händler setzen auf Bonitätsprüfer, Fraud-Detection-Anbieter oder Payment Service Provider (PSP) mit integrierten Sicherheitslösungen. Bekannte Anbieter:
- Creditreform
- Fraugster
- Sift
- Signifyd
- Klarna (mit eigenem Risikomodul)
- Stripe Radar
- Adyen RevenueProtect
Diese Systeme bieten oft eine Kombination aus Künstlicher Intelligenz und eigener Recherche, um Betrugsmuster zu erkennen und Bestellungen zu bewerten.
Datenschutz und rechtliche Aspekte
Das Risikomanagement muss DSGVO-konform sein.
- Transparente Kommunikation über Datenverarbeitung
- Einwilligungen bei Bonitätsprüfungen (je nach Art und Umfang)
- Sicherstellung der Datensicherheit (Verschlüsselung, Zugriffskontrollen)
Best Practices für Händler
- Zahlungsarten anpassen: Hochrisiko-Zahlarten wie Kauf auf Rechnung nur bei positivem Scoring anbieten.
- Regelbasierte Filter einsetzen: Kombination von PLZ, E-Mail-Domain, Bestellwert u. a. als Risikofaktoren.
- Retourenmonitoring: Wiederkehrende Rücksendungen durch einzelne Kunden identifizieren.
- Mitarbeiter schulen: Betrugsindikatoren erkennen und richtig reagieren.
Fazit
Risikomanagement und Fraudprävention bieten Schutz vor finanziellen Verlusten und diesen der Sicherung von Kundenvertrauen und Markenreputation. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Usability zu finden: Wer es übertreibt, riskiert Kaufabbrüche; wer Riskiken ignoriert, wird zur leichten Beute für Betrüger.
Treue Kunden belohnen
Tipp: Belohne deine treuen Stammkunden mit kleinen Give-aways und Rabatten.