Wird Wero zur einheitlichen Zahlungsart des europäischen Onlinehandels und kann die Dominanz der US-Anbieter gebrochen werden? Und welche Rolle spielt dabei der Digitale Euro?

Die deutschen und die europäischen Online-Zahlungsanbieter liegen im Vergleich mit den USA und Asien um Jahrzehnte zurück. Ändern soll sich dieser Zustand mit dem Projekt Wero, einer europäische Alternative zu PayPal und Alipay.
Entwickelt wird der neue Dienst von der European Payments Initiative (EPI). Wero soll zur Souveränität Europas im Zahlungsverkehr beitragen.
Die EPI
Die EPI, gegründet 2020, ist die Gesellschaft (das Unternehmen EPI Company) hinter Wero. Ursprünglich waren mehr als 30 europäischen Banken am Projekt beteiligt, allerdings sind einige Teilnehmer schon wieder abgesprungen, siehe die Liste der Wikipedia.
Diese beiden Akteure trugen maßgeblich zur Umsetzung bei:
- Der damalige deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz.
- Die französische Regierung unter Emmanuel Macron.
Interessanterweise verfolgt Wero nicht nur das Ziel, PayPal abzulösen. Im Visier stehen auch die US-Kreditkarten-Unternehmen Visa und MasterCard. Gut motiviert für das neue Projekt waren von Anfang an die öffentlich-rechtliche Kreditinstitute (Sparkassen) und die Genossenschaftsbanken (Volks- und Raiffeisenbanken).
Anders sah (und sieht es) bei den sogenannten Privatbanken aus, zum Beispiel der Commerzbank. Diese Verweigerer stellten keine finanziellen Mittel zur Verfügung und brachten das ganze Projekt ins Taumeln. Als Blockierer erwiesen sich auch lange die italienischen und spanischen Banken.
Quelle: Benjamin Radermacher auf der Plattform X
Regionale PayPal-Alternativen zusammenbringen
Der Ansatz der EPI: Die vielen regionalen PayPal-Alternativen (wie iDEAL in den Niederlanden oder Swish in Schweden) an einen großen europäischen Tisch bringen und gemeinsam ein funtionierendes europäisches Online-Zahlungssystem bauen.
Das ist wichtig, weil größere Onlinehändler international tätig sind und grenzüberschreitende Zahlungssysteme bevorzugen – statt eines Flickenteppichs.
Der Deutschland-Chef der EPI heißt Chris Scheuermann. Er hat schon bei mehreren Fintec-Dienstleistern gearbeitet, unter anderem bei PayPal, bringt also das nötige Fachwissen mit.
Der aktuelle Stand
- Wero ist live in Deutschland, Frankreich und Belgien. In Frankreich erfolgreich, weil paylib übernommen wurde. Kernmärkte: D, F, Benelux
- iDEAL (Niederlande) wurde von der EPI übernommen und wird 2026 zu Wero.
- Interoperabilität mit bestehenden regionalen Zahlverfahren als Zwischenschritt um Beispiel Bizum in Spanien.
- Telefon- oder Email-Adresse statt IBAN – wie bei PayPal.
- Alternative zu PayPal aus Gründen des Datenschutzes.
- Wichtig ist die positive Nutzerfahrung. Beispiel: Kein eigenes Wero-Konto, kein Zwischenkonto. Händler haber das Geld sofort!
- Die Sparkassen haben das einfach freigeschaltet.
Der Digitale Euro
Der Digitale Euro ist ein von der Europäischen Zentralbank (EZB) geplantes Projekt zur Einführung einer digitalen Form des Euro als elektronisches Zahlungsmittel. Er soll als Ergänzung zum Bargeld dienen und im gesamten Euroraum für Zahlungen genutzt werden können. Der digitale Euro soll die digitale Souveränität Europas stärken und eine sichere, wettbewerbsfähige Alternative zu bestehenden digitalen Zahlungsmethoden bieten. Bisher wird der Markt fast ausschließlich von US-Unternehmen abgedeckt. Die Details für das einheitliche europäische Zahlungssystem:
- Der Digitale Euro soll für alle Bürger und Unternehmen im Euroraum verfügbar sein
- Der Digitale Euro ist keine Kryptowährung, hat nichts mit Bitcoin & Co. zu tun und wird auch nicht auf der Blockchain basieren.
- Der Digitale Euro soll den Zahlungsverkehr im Euroraum digitalisieren und neue Möglichkeiten für Unternehmen und Verbraucher schaffen.
- Der Digitale Euro soll einfache und schnelle Zahlungen ermöglichen, sowohl online als auch offline.
- Der Digitale Euro soll eine attraktive Alternative zu bestehenden digitalen Zahlungsmethoden bieten und den Wettbewerb im Zahlungsverkehr fördern.
- Mit dem Digitalen Euro werden Zahlungen sehr schnell, aber nicht schneller abgewickelt: Sie basieren auf den heute bereits etablierten SEPA-Instant Payments (Echtzeitüberweisungen) oder vergleichbaren Standards. SEPA-Instant Payments benutzt auch das neue europäische, kontobasierte Echtzeit-Bezahlsystem Wero.
- Eine Begrenzung, sprich ein Haltelimit in der Wallet für den Digitalen Euro sieht der Gesetzesentwurf zwar bisher vor, die Höhe von 3.000 Euro wurde aber nie offiziell bestätigt.
- Der Digitale Euro soll, ähnlich wie Bargeld, einen hohen Schutz der Privatsphäre gewährleisten.
- Der Digitale Euro ist nicht für automatisierte Maschinenzahlungen (M2M-Payments) gedacht: Der Kühlschrank wird also nicht automatisch die Hafermilch damit bezahlen
- Der Digitale Euro vereinfacht keine bestehenden Zahlungsprozesse, sondern baut eine separate Zahlungsverkehrsinfrastruktur auf.
- Der Digitale Euro ist bislang noch nicht in einer Probephase getestet worden. Frühestens im Jahr 2029 würde er für alle Bürgerinnen und Bürger im Euro-Raum kommen.
- Das P2P-Verfahren, also das Versenden von Geld zwischen Person und Person (Privatkunde und Privatkunde), ist nur der Anfang. Anwendungsbeispiel: Zwei Personen bestellen zwei Pizzen, ein Person zahlt beide Pizzen beim Lieferdienst, die andere Person versendet anschließend das Geld dann an den Besteller, um die Schulden wieder auszugleichen. Das war taktisch geschickt, um die Marke einzuführen. 2 Mio Nutzer im August 2025.
- Nächster Schritt: Zahlungen im Onlinehandel. Da steckt Volumen drin. Das Wero-Logo gehört in den Checkout.
- Bei der ersten Transaktion (Zahlung im Onlineshop) kommt noch ein QR-Code zum Onboarding, danach wird es einfacher.
- Übernächster Schritt: Zahlungen im stationären Handel.
- Quelle: Sparkasse & Wirtschafts-Podcast Die Stunde Null bei plus.rtl.de
- Es fehlen große, relevante Banken in Deutschland. Wo Commerzbank, DKB.
- Sicherheitsmaßnahmen: Z.B Face-ID. Wichtig: Es gibt KEIN Wero-Konto.
- Was ist wichtig: Händler-Akzeptanz erhalten, Händlerbasis aufbauen. September bis Dezember 2025 werden Händler live geschaltet.
- Marketing für Wero ab 2026.
- Gebühren für PayPal sind hoch.
Der Digitale Euro – Kritik
- Die Einführung des Digitalen Euro könnte Auswirkungen auf das Bankensystem haben, beispielsweise durch mögliche Einlagenabflüsse.
- Die EZB plant, Maßnahmen zu ergreifen, um die Finanzmarktstabilität auch bei einer Einführung des Digitalen Euros zu gewährleisten, beispielsweise durch eine Begrenzung des möglichen Guthabens in digitaler Form. Diese Maßnahmen könnten zu einem Vertrauensverlust führen.
- Die Implementierung des Digitalen Euro stellt hohe technische Anforderungen an die EZB und die beteiligten Finanzinstitute.
- Der Digitale Euro ist nicht diebstahlsicher und kann – wie jedes digitale Zahlungsmittel – auch potenziell Ziel von Betrug oder Cyberangriffen werden.
- Der Schutz der Privatsphäre bei der Nutzung des Digitalen Euro ist ein zentrales Anliegen, das sorgfältig geprüft und gewährleistet werden muss.
Die Wero-Vorgängerprojekte in Deutschland
In Deutschland besitzt fast jeder Erwachsene ein Girokonto. Und ein Girokonto ist ja dazu da, um den Zahlungsverkehr abzuwickeln. Eigentlich ist PayPal bei uns überlüssig. Es gibt diesen Drittanbieter in Deutschland nur deshalb, weil die unsere Banken die Entwicklung des E-Commerce völlig verschlafen haben. Die Wünsche des Onlinehandels nach unkomplizierten und sicheren Zahlungsmethoden wurden bis 2014 komplett ignoriert. Dann kamen Paydirekt und Giropay.
Paydirekt wurde 2014 von deutschen Banken und Sparkassen ins Leben gerufen, um einen eigenen, sicheren Zahlungsdienst als Konkurrenz zu PayPal zu schaffen. Allerdings konnte Paydirekt nie richtig Fuß fassen.
Die Gründe für das Scheitern von Paydirekt
Später Markteintritt
Als Paydirekt 2015 live ging, war PayPal bereits im Markt verankert. Millionen Deutsche nutzten es regelmäßig, viele Händler hatten es fest integriert. Paydirekt kam zu spät, um noch als ernsthafte Alternative wahrgenommen zu werden.
Komplizierte Nutzung
Im Gegensatz zu PayPal war die Nutzerregistrierung bei Paydirekt umständlich. Kunden mussten sich über ihre Bank oder Sparkasse registrieren, was von Institut zu Institut unterschiedlich funktionierte. Das sorgte für Verwirrung und Abbrüche bei der Anmeldung.
Rein deutsches Verfahren
Paydirekt, Kwitt und Giropay waren rein deutsche Verfahren.
Händler waren Bittsteller, keine Partner
Für Händler war die Integration von Paydirekt technisch aufwendiger und teurer. Für die Integration von Paydirekt mit den weit verbreiteten Shopsystemen WooCommerce und Shopware wurden keine kostenloses Plugins zur Verfügung gestellt. Paydirekt-Händler, sofern es sie überhaupt gab, waren auf teure und wenig verbreitete Module des Anbieters sellxed angewiesen. Dort ist nun zu lesen: „Dieses Modul wurde eingestellt.“
Für unabhängige Händler fehlte jeglicher technische oder finanzielle Anreiz, Paydirekt anzubieten. Und auch die großen Plattformen wie Amazon, eBay und Etsy zeigten wenig Interesse.
Mangelnde Innovation
Paydirekt konnte keine Alleinstellungsmerkmale bieten. Technisch und funktional hinkte der Dienst hinter PayPal, Klarna oder Apple Pay hinterher.
Zersplitterte Bankenlandschaft

Paydirekt, ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen Banke, war von internen Interessenkonflikten überschattet. Jede Bank verfolgte eigene Strategien und einige starteten sogar Konkurrenzprodukte zu Paydirekt.
Schwaches Marketing
Die Markenbekanntheit von Paydirekt war gering. Viele Kunden wussten nicht, dass es den Dienst gibt – oder verwechselten ihn mit Giropay, Sofortüberweisung oder anderen Anbietern.
Von Paydirekt zu Giropay
2021 wurde Paydirekt mit Giropay (einer älteren Zahlungslösung im Onlinebanking) verschmolzen. Ziel war es, mit vereinten Kräften endlich einen einheitlichen deutschen Bezahldienst zu schaffen. Doch auch Giropay hatte zu wenig kostenlose und unkomplizierte Schnittstellen zu WooCommerce und anderen Shopsystemen.
Das Online-Zahlverfahren Giropay wurde zum 31. Dezember 2024 eingestellt.
Fazit: Paydirekt ist ein Lehrstück dafür, dass sich zerstritte Akteure niemals gegen Marktführer durchsetzen können. Ob es Wero besser macht? Es bleibt abzuwarten.
Persönliche Meinung: Einen schweren strategischen Fehler hat der neue Dienst schon begangen. Die Kundinnen und Kunden von Giropay wurden nicht automatisch übernommen.
Als europäischer Nachfolger von Giropay wurde im Juli 2024 der Zahlungsdienstleister Wero eingeführt. Wero solle eine sichere und datenschutzfreundliche europäische Zahlungsalternative zu PayPal bieten.
Der Name Wero
Der Name „wero“ steht sinnbildlich für den europäischen Zusammenhalt („we“) und Innovation („ero“ als Anklang an „hero“). Und ein wenig „Euro“ steckt auch im Wort.
Was Wero für Händler bietet:
- Einfache QR-Code-Zahlungen. Kunden scannen und bezahlen direkt, ohne Terminal. Keine langen Formulare, weniger Abbrüche.
- Direkte Zahlungen von Konto zu Konto. Ganz ohne unnötige Zwischenhändler, über Ihren Zahlungsdienstleister.
- Omnichannel Perfektion. Bestellen, zahlen und abholen, wie es den Kunden am besten passt, mit einer einheitlichen Preisstruktur für jede Transaktion.
- Umfangreiche Zahlungsszenarien Einmalige oder wiederkehrende Zahlungen, Abonnements, Ereignis-basierte Zahlungen und mehr. Alles in einer Integration.
- Robuste Sicherheit und Datenschutz. 100% konform mit EU-Vorgaben, damit Sie mit Vertrauen verkaufen können.
Quelle: https://wero-wallet.eu/de/handler
Funktionen von Wero im Detail
Wero soll eine breite Palette an Zahlungsfunktionen abdecken:
Peer-to-Peer-Zahlungen (P2P)
- Direkte Geldübertragungen von Person zu Person, ähnlich wie bei PayPal
- Nutzung per App mit Telefonnummer oder E-Mail-Adresse als Identifier.
Instant Payments
- Echtzeitüberweisungen innerhalb weniger Sekunden auf Basis des SEPA-Instant-Standards.
- Einsatz sowohl im privaten als auch geschäftlichen Umfeld.
E-Commerce-Zahlungen
- Bezahlung in Online-Shops über wero als alternative Zahlungsmethode.
- Integration in Payment-Gateways ist geplant.
Point-of-Sale-Zahlungen
- In Zukunft auch Bezahlungen im stationären Handel via QR-Code oder NFC.
- Kontaktlose Zahlung ähnlich wie Apple Pay.
Vorteile von Wero
Europäische Souveränität
Wero stärkt die Unabhängigkeit Europas und sichert die Kontrolle über Zahlungsdaten. Die Wertschöpfung findet in Europa statt.
Echtzeitverfügbarkeit
Dank SEPA Instant werden Zahlungen in Echtzeit verarbeitet – 24/7/365.
Datenschutz & DSGVO-Konformität
Alle Datenverarbeitung findet innerhalb der EU statt, was hohe Datenschutzstandards gewährleistet.
Bankenintegration
Direkte Verknüpfung mit europäischen Banken – kein „Umweg“ über Drittanbieter nötig.
Einheitliches Nutzererlebnis
Ziel ist es, eine App bereitzustellen, die europaweit funktioniert und lokale Besonderheiten berücksichtigt (z. B. Girokonten in Deutschland).
Zukunft von Wero
Die erste Phase der Markteinführung startete 2024 in Deutschland, Frankreich und Belgien, mit Fokus auf P2P-Zahlungen. Weitere Länder und diese Funktionen sollen folgen:
- Einführung im stationären Handel
- Einführung im E-Commerce
Fazit zu Wero
Wero ist ein ambitioniertes Projekt mit dem Potenzial, den europäischen Zahlungsverkehr langfristig zu verändern. Es vereint Sicherheit, Echtzeit-Funktionalität und europäische Werte in einer modernen Zahlungsplattform. Ob es gelingt, eine breite Akzeptanz zu schaffen und die technischen sowie regulatorischen Herausforderungen zu meistern?

PS: Ich habe nach Wero und POS gegoogelt. Gelandet bin ich dann auf der obigen Anzeige. Die Anzeige führte auf die französischsprachige Seite von Wero.
Anscheinend hat das Wero-Marketing-Team noch Probleme mit der Schaltung von Google Ads.
Hier geht es zum Wero-Newsroom.