MitZahlungserinnerungen und Mahnverfahren sichern Onlinehändler ihre Forderungen ab.
Im E-Commerce gehört es leider zum Alltag, dass nicht alle Kunden fristgerecht zahlen. Die Gründe sind vielfältig:
Vergesslichkeit.
Finanzielle Engpässe.
Überschuldung.
Bewusste Zahlungsverweigerung und Betrug.
Schlechte Usablity des Onlineshops. Beispiel: Bei der Eingabe einer IBAN in eine Formularfeld findet keine automatisierte Validierung der Nummer statt.
Ausstehende Zahlungen können zur finanziellen Belastung für Onlinehändler werden und sich negativ auf die Motivation des Teams auswirken. Ein professionelles und rechtssicheres Mahnwesen hat die Aufgabe, berechtigte Forderungen durchzusetzen.
Zahlungserinnerung: Der freundliche erste Schritt
Bevor rechtliche Schritte eingeleitet werden, sollten Händler ihren Kunden eine freundliche Zahlungserinnerung senden. Diese informiert darüber, dass die Zahlungsfrist überschritten wurde und die Forderung weiterhin offen ist.
Inhalte einer Zahlungserinnerung:
Kunden- und Rechnungsnummer
Rechnungsdatum und Betrag
Ursprüngliches Zahlungsziel
Höfliche Bitte um Begleichung der Rechnung
Neue Frist zur Zahlung (z. B. 7 Tage)
Kontaktmöglichkeit bei Rückfragen
Tipp: Verwenden Sie einen sachlich-freundlichen Ton. In vielen Fällen reicht diese Erinnerung bereits aus, um die Zahlung zu erhalten.
Mahnverfahren in mehreren Stufen
Bleibt die Zahlung trotz Erinnerung aus, folgt in der Regel ein gestuftes Mahnverfahren mit ein bis drei Mahnungen.
Typische Mahnstufen im Überblick:
1. Mahnung: Sachlich, erinnert erneut an die offene Rechnung, evtl. mit Hinweis auf Mahngebühren bei weiterer Nichtzahlung.
2. Mahnung: Deutlicher im Ton, evtl. mit Ankündigung rechtlicher Schritte.
3. Mahnung (Letzte Mahnung): Setzt eine letzte Frist und kündigt gerichtliches Mahnverfahren oder Inkasso an.
Hinweis: Gesetzlich vorgeschrieben ist ein angestuftes Mahnverfahren nicht – rechtlich gesehen kann nach Verzugseintritt sofort ein gerichtliches Mahnverfahren eingeleitet werden. Die außergerichtliche Mahnung ist jedoch wirtschaftlicher.
Rechtlicher Rahmen: Wann gerät der Kunde in Verzug?
Ein Schuldner gerät nach § 286 BGB automatisch 30 Tage nach Fälligkeit und Zugang der Rechnung in Verzug – vorausgesetzt, er wurde auf diese Frist hingewiesen. Bei Verbrauchern (B2C) muss dieser Hinweis erfolgen, bei Geschäftskunden (B2B) ist er üblich, aber nicht zwingend.
BGB § 286 Verzug des Schuldners
(1) Leistet der Schuldner auf eine Mahnung des Gläubigers nicht, die nach dem Eintritt der Fälligkeit erfolgt, so kommt er durch die Mahnung in Verzug. Der Mahnung stehen die Erhebung der Klage auf die Leistung sowie die Zustellung eines Mahnbescheids im Mahnverfahren gleich.
(2) Der Mahnung bedarf es nicht, wenn 1. für die Leistung eine Zeit nach dem Kalender bestimmt ist, 2.der Leistung ein Ereignis vorauszugehen hat und eine angemessene Zeit für die Leistung in der Weise bestimmt ist, dass sie sich von dem Ereignis an nach dem Kalender berechnen lässt, 3.der Schuldner die Leistung ernsthaft und endgültig verweigert, 4.aus besonderen Gründen unter Abwägung der beiderseitigen Interessen der sofortige Eintritt des Verzugs gerechtfertigt ist.
Folgen des Verzugs:
Anspruch auf Verzugszinsen (aktuell 5 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz bei Verbrauchern, 9 bei Unternehmen)
Anspruch auf Ersatz weiterer Verzugsschäden
Inkassokosten sind ggf. erstattungsfähig
Inkasso, gerichtliches Mahnverfahren oder Klage?
Wenn auch Mahnungen wirkungslos bleiben, stehen zwei Wege offen:
Inkassobüro: Übernimmt die Forderungseinziehung außergerichtlich. Vorteil: Geringer Aufwand für den Händler. Nachteil: Zusatzkosten und potenzieller Reputationsverlust.
Gerichtliches Mahnverfahren: Über das zuständige Mahngericht kann ein Mahnbescheid beantragt werden. Widerspricht der Schuldner nicht, kann ein Vollstreckungsbescheid erwirkt werden. Portal für Ansprechpartner: https://www.mahngerichte.de/
Wichtig: Das gerichtliche Mahnverfahren ist keine Klage und kostengünstiger und schneller als eine Klage – insbesondere bei unstrittigen Forderungen. Die Klage ist das wirklich letzte Mittel.
Digitale Tools und Automatisierung
Einige E-Commerce-Systeme bieten Schnittstellen zu Buchhaltungs- und Mahnsoftware. Diese automatisieren Zahlungserinnerungen und Mahnprozesse, reduzieren manuellen Aufwand und minimieren das Risiko menschlicher Fehler.
Vorteile:
Automatisierte Zahlungsüberwachung
Vorlagen für Mahnstufen
Integration mit Inkassodiensten oder Mahngerichten
Fazit: Professionelles Mahnwesen schafft Liquidität, sollte aber mit Fingerspitzengefühl eingesetzt werden.
Cyberkriminalität, Betrugsversuche und Zahlungsausfälle gehören zu den größten Herausforderungen für Online-Händler. Effektives Risikomanagement und eine robuste Fraudprävention (Betrugsprävention) sind daher Pflicht. Unternehmen, die ihre Risiken im Griff haben, schützen ihren Umsatz.
Warum Risikomanagement im E-Commerce unerlässlich ist
Im Gegensatz zum stationären Handel finden Transaktionen im E-Commerce anonym und digital statt. Die fehlende persönliche Interaktion erhöht das Risiko für Identitätsdiebstahl und Kreditkartenbetrug.
Ein Risikomanagement hilft, diese Risiken frühzeitig zu erkennen, zu bewerten und zu minimieren. Dabei gilt: Prävention ist effektiver (und günstiger) als Reaktion.
Risiken im Überblick
Zahlungsausfälle
Insbesondere beim Kauf auf Rechnung oder per Lastschrift trägt der Händler das Risiko, dass der Kunde nicht zahlt.
Ein wirksames Risikomanagement besteht aus mehreren Bausteinen:
Risikoanalyse
Identifikation und Klassifikation potenzieller Risiken anhand von:
Kundendaten
Produktkategorie
Zahlungsart
Lieferadresse
Risikobewertung
Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit und des Schadenspotenzials – z. B. mit Hilfe von Scoring-Modellen.
Maßnahmen zur Risikominderung
Je nach Risikoprofil sollten passende Gegenmaßnahmen ergriffen werden – von Bonitätsprüfung bis hin zur Zwei-Faktor-Authentifizierung.
Monitoring und Reporting
Kontinuierliche Überwachung der Transaktionen und Ableitung von Trends oder Anomalien.
Fraudprävention: Strategien und Technologien
Technische Maßnahmen
Maßnahme
Nutzen
Adressverifizierung (AVS)
Abgleich der Rechnungsadresse mit Kartendaten
Device Fingerprinting
Identifizierung verdächtiger Endgeräte
Geolokalisierung
Erkennung von Bestellungen aus Hochrisikogebieten
3D Secure 2.0
Erweiterte Authentifizierung bei Kreditkarten
CAPTCHA & Bot-Erkennung
Schutz vor automatisierten Angriffen
Bonitäts- und Identitätsprüfung
Durch Anbieter wie SCHUFA, CRIF oder infoscore lässt sich die Zahlungsfähigkeit von Neukunden in Echtzeit prüfen.
Betrugs-Scoring und Machine Learning
Algorithmen analysieren Tausende Datenpunkte (z. B. Bestellverhalten, IP-Adresse, Warenkorbgröße) und berechnen ein Risikoprofil für jede Transaktion.
Blacklists und Whitelists
Bekannte Betrugsversuche (z. B. bestimmte E-Mail-Adressen oder IP-Bereiche) werden blockiert, vertrauenswürdige Kunden ggf. bevorzugt behandelt.
Die Rolle externer Partner
Viele Online-Händler setzen auf Bonitätsprüfer, Fraud-Detection-Anbieter oder Payment Service Provider (PSP) mit integrierten Sicherheitslösungen. Bekannte Anbieter:
Diese Systeme bieten oft eine Kombination aus Künstlicher Intelligenz und eigener Recherche, um Betrugsmuster zu erkennen und Bestellungen zu bewerten.
Datenschutz und rechtliche Aspekte
Das Risikomanagement muss DSGVO-konform sein.
Transparente Kommunikation über Datenverarbeitung
Einwilligungen bei Bonitätsprüfungen (je nach Art und Umfang)
Sicherstellung der Datensicherheit (Verschlüsselung, Zugriffskontrollen)
Best Practices für Händler
Zahlungsarten anpassen: Hochrisiko-Zahlarten wie Kauf auf Rechnung nur bei positivem Scoring anbieten.
Regelbasierte Filter einsetzen: Kombination von PLZ, E-Mail-Domain, Bestellwert u. a. als Risikofaktoren.
Retourenmonitoring: Wiederkehrende Rücksendungen durch einzelne Kunden identifizieren.
Mitarbeiter schulen: Betrugsindikatoren erkennen und richtig reagieren.
Fazit
Risikomanagement und Fraudprävention bieten Schutz vor finanziellen Verlusten und diesen der Sicherung von Kundenvertrauen und Markenreputation. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen Sicherheit und Usability zu finden: Wer es übertreibt, riskiert Kaufabbrüche; wer Riskiken ignoriert, wird zur leichten Beute für Betrüger.
Treue Kunden belohnen
Tipp: Belohne deine treuen Stammkunden mit kleinen Give-aways und Rabatten.
Die deutschen und die europäischen Online-Zahlungsanbieter liegen im Vergleich mit den USA und Asien um Jahrzehnte zurück. Ändern soll sich dieser Zustand mit dem Projekt Wero, einer europäische Alternative zu PayPal und Alipay. Entwickelt wird der neue Dienst von der European Payments Initiative (EPI). Wero soll zur Souveränität Europas im Zahlungsverkehr beitragen.
Die Wero-Vorgängerprojekte in Deutschland
In Deutschland besitzt fast jeder Erwachsene ein Girokonto. Und ein Girokonto ist ja dazu da, um den Zahlungsverkehr abzuwickeln. Eigentlich ist PayPal bei uns überlüssig. Es gibt diesen Drittanbieter in Deutschland nur deshalb, weil die unsere Banken die Entwicklung des E-Commerce völlig verschlafen haben. Die Wünsche des Onlinehandels nach unkomplizierten und sicheren Zahlungsmethoden wurden bis 2014 komplett ignoriert. Dann kamen Paydirekt und Giropay.
Paydirekt wurde 2014 von deutschen Banken und Sparkassen ins Leben gerufen, um einen eigenen, sicheren Zahlungsdienst als Konkurrenz zu PayPal zu schaffen. Allerdings konnte Paydirekt nie richtig Fuß fassen.
Die Gründe für das Scheitern von Paydirekt
Später Markteintritt
Als Paydirekt 2015 live ging, war PayPal bereits im Markt verankert. Millionen Deutsche nutzten es regelmäßig, viele Händler hatten es fest integriert. Paydirekt kam zu spät, um noch als ernsthafte Alternative wahrgenommen zu werden.
Komplizierte Nutzung
Im Gegensatz zu PayPal war die Nutzerregistrierung bei Paydirekt umständlich. Kunden mussten sich über ihre Bank oder Sparkasse registrieren, was von Institut zu Institut unterschiedlich funktionierte. Das sorgte für Verwirrung und Abbrüche bei der Anmeldung.
Händler waren Bittsteller, keine Partner
Für Händler war die Integration von Paydirekt technisch aufwendiger und teurer. Für die Integration von Paydirekt mit den weit verbreiteten Shopsystemen WooCommerce und Shopware wurden keine kostenloses Plugins zur Verfügung gestellt. Paydirekt-Händler, sofern es sie überhaupt gab, waren auf teure und wenig verbreitete Module des Anbieters sellxed angewiesen. Dort ist nun zu lesen: „Dieses Modul wurde eingestellt.“ Für unabhängige Händler fehlte jeglicher technische oder finanzielle Anreiz, Paydirekt anzubieten. Und auch die großen Plattformen wie Amazon, eBay und Etsy zeigten wenig Interesse.
Mangelnde Innovation
Paydirekt konnte keine Alleinstellungsmerkmale bieten. Technisch und funktional hinkte der Dienst hinter PayPal, Klarna oder Apple Pay hinterher.
Zersplitterte Bankenlandschaft
Zerstrittene deutsche Bänker
Paydirekt, ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen Banke, war von internen Interessenkonflikten überschattet. Jede Bank verfolgte eigene Strategien und einige starteten sogar Konkurrenzprodukte zu Paydirekt.
Schwaches Marketing
Die Markenbekanntheit von Paydirekt war gering. Viele Kunden wussten nicht, dass es den Dienst gibt – oder verwechselten ihn mit Giropay, Sofortüberweisung oder anderen Anbietern.
Von Paydirekt zu Giropay
2021 wurde Paydirekt mit Giropay (einer älteren Zahlungslösung im Onlinebanking) verschmolzen. Ziel war es, mit vereinten Kräften endlich einen einheitlichen deutschen Bezahldienst zu schaffen. Doch auch Giropay hatte zu wenig kostenlose und unkomplizierte Schnittstellen zu WooCommerce und anderen Shopsystemen. Das Online-Zahlverfahren Giropay wurde zum 31. Dezember 2024 eingestellt.
Fazit: Paydirekt ist ein Lehrstück dafür, dass sich zerstritte Akteure niemals gegen Marktführer durchsetzen können. Ob es Wero besser macht? Es bleibt abzuwarten. Persönliche Meinung: Einen schweren strategischen Fehler hat der neue Dienst schon begangen. Die Kundinnen und Kunden von Giropay wurden nicht automatisch übernommen.
Als europäischer Nachfolger von Giropay wurde im Juli 2024 der Zahlungsdienstleister Wero eingeführt. Wero solle eine sichere und datenschutzfreundliche europäische Zahlungsalternative zu PayPal bieten.
Der Name Wero
Der Name „wero“ steht sinnbildlich für den europäischen Zusammenhalt („we“) und Innovation („ero“ als Anklang an „hero“). Und ein wenig „Euro“ steckt auch im Wort.
Was Wero für Händler bietet:
Einfache QR-Code-Zahlungen. Kunden scannen und bezahlen direkt, ohne Terminal. Keine langen Formulare, weniger Abbrüche.
Direkte Zahlungen von Konto zu Konto. Ganz ohne unnötige Zwischenhändler, über Ihren Zahlungsdienstleister.
Omnichannel Perfektion. Bestellen, zahlen und abholen, wie es den Kunden am besten passt, mit einer einheitlichen Preisstruktur für jede Transaktion.
Umfangreiche Zahlungsszenarien Einmalige oder wiederkehrende Zahlungen, Abonnements, Ereignis-basierte Zahlungen und mehr. Alles in einer Integration.
Robuste Sicherheit und Datenschutz. 100% konform mit EU-Vorgaben, damit Sie mit Vertrauen verkaufen können.
Die EPI wurde ursprünglich von mehr als 30 europäischen Banken ins Leben gerufen, um ein gemeinsames europäisches Zahlungssystem zu etablieren. Allerdings sind einige Banken schon wieder abgesprungen. Liste der Wikipedia.
Die Deutsche Bank hat Wero (noch) an die Postbank „ausgelagert“.
Die Sparkassen verhalten sich uneinheitlich.
Die Commerzbank verweigert sich.
Funktionen von Wero im Detail
Wero soll eine breite Palette an Zahlungsfunktionen abdecken:
Peer-to-Peer-Zahlungen (P2P)
Direkte Geldübertragungen von Person zu Person, ähnlich wie bei PayPal
Nutzung per App mit Telefonnummer oder E-Mail-Adresse als Identifier.
Instant Payments
Echtzeitüberweisungen innerhalb weniger Sekunden auf Basis des SEPA-Instant-Standards.
Einsatz sowohl im privaten als auch geschäftlichen Umfeld.
E-Commerce-Zahlungen
Bezahlung in Online-Shops über wero als alternative Zahlungsmethode.
Integration in Payment-Gateways ist geplant.
Point-of-Sale-Zahlungen
In Zukunft auch Bezahlungen im stationären Handel via QR-Code oder NFC.
Kontaktlose Zahlung ähnlich wie Apple Pay.
Vorteile von Wero
Europäische Souveränität
Wero stärkt die Unabhängigkeit Europas und sichert die Kontrolle über Zahlungsdaten. Die Wertschöpfung findet in Europa statt.
Echtzeitverfügbarkeit
Dank SEPA Instant werden Zahlungen in Echtzeit verarbeitet – 24/7/365.
Datenschutz & DSGVO-Konformität
Alle Datenverarbeitung findet innerhalb der EU statt, was hohe Datenschutzstandards gewährleistet.
Bankenintegration
Direkte Verknüpfung mit europäischen Banken – kein „Umweg“ über Drittanbieter nötig.
Einheitliches Nutzererlebnis
Ziel ist es, eine App bereitzustellen, die europaweit funktioniert und lokale Besonderheiten berücksichtigt (z. B. Girokonten in Deutschland).
Zukunft von Wero
Die erste Phase der Markteinführung startete 2024 in Deutschland, Frankreich und Belgien, mit Fokus auf P2P-Zahlungen. Weitere Länder und diese Funktionen sollen folgen:
Einführung im stationären Handel
Einführung im E-Commerce
Fazit zu Wero
Wero ist ein ambitioniertes Projekt mit dem Potenzial, den europäischen Zahlungsverkehr langfristig zu verändern. Es vereint Sicherheit, Echtzeit-Funktionalität und europäische Werte in einer modernen Zahlungsplattform. Ob es gelingt, eine breite Akzeptanz zu schaffen und die technischen sowie regulatorischen Herausforderungen zu meistern?
PS: Ich habe nach Wero und POS gegoogelt. Gelandet bin ich dann auf der obigen Anzeige. Die Anzeige führte auf die französischsprachige Seite von Wero.
Anscheinend hat das Wero-Marketing-Team noch Probleme mit der Schaltung von Google Ads.
Im digitalen Zeitalter hat sich das Zahlungsverhalten grundlegend verändert. Eine zentrale Rolle für den Erfolg eines Online-Shops spielt dabei das Angebot geeigneter Zahlungsarten. Verbraucher erwarten Flexibilität, Sicherheit und Komfort bei der Bezahlung. Für Händler ist es wichtig, den richtigen Mix an Zahlungsanbietern und -arten bereitzustellen, um Kaufabbrüche zu vermeiden und die Conversion Rate zu steigern.
Warum sind Zahlungsarten im E-Commerce so wichtig?
Zahlungsarten sind ein kritischer Bestandteil der Customer Journey, also der „Kundenreise“ vom ersten Interesse an einem Produkt bis zum Kaufabschluss mit der Bezahlung. Diverse Studien zeigen, dass zwischen 15 und 20 % der Käufer den Kauf abbrechen, wenn ihre bevorzugte Zahlungsmethode nicht angeboten wird. Dabei geht es nicht nur um Bequemlichkeit, sondern auch um Vertrauen und Sicherheit. Beispiel: Wer mit Apple Pay bezahlt kann sicher sein, dass die Daten seiner hinterlegten Kreditkarte nicht an den Händler weitergegeben werden – und möchte das möglichweise auch nicht bei jedem Händler.
Wichtige Faktoren für Kunden:
Unkomplizierte Zahlungsart.
Sicherheit und Datenschutz.
Schnelligkeit der Zahlungsabwicklung.
Bekanntheit und Vertrauen in die Zahlungsart
Keine zusätzlichen Kosten
Wichtige Faktoren für Händler:
Gebührenstruktur
Integration und technische Umsetzung
Zahlungsgarantie und Ausfallrisiko
Internationale Verfügbarkeit
Übersicht der gängigen Zahlungsarten im E-Commerce
Kreditkarte
Kreditkarten-Zahlungen werden von Onlinehändlern nicht direkt eingezogen, sondern über Zahlungsplattformen wie beispielsweise Stripe.
Einzug per Kreditkarte
Vorteile:
Schnelle Transaktionsabwicklung
International nutzbar
Hohe Akzeptanz bei Kunden
Nachteile:
Höhere Transaktionsgebühren
Rückbuchungsrisiko (Chargebacks). Allerdings ist die Einleitung eines Chargeback-Verfahrens auch für die Kunden mit einem gewissen Aufwand verbunden.
PayPal
PayPal ist ein Online-Zahlungsdienstleister, der Zahlungen via E-Mail-Adresse und Passwort abwickelt.
Vorteile:
Hohe Verbreitung und Vertrauen
Schnelle Bezahlung ohne Eingabe von Kontodaten
Hohes Vertrauen der Kunden wegen Käuferschutz
Nachteile:
Relativ hohe Gebühren
Abhängigkeit von einem Drittanbieter
Bei Rechtsstreitigkeiten gibt es hohe Hürden. Der Sitz des Unternehmens ist San José im US-Bundesstaat Kalifornien, das Tochterunternehmen ist PayPal Europe S.à r.l. & Cie, S.C.A. hat seinen Sitz in Luxemburg.
Kauf auf Rechnung
In Deutschland eine der beliebtesten Zahlungsarten.
Vorteile:
Hohe Conversion-Rate
Kunden müssen nicht in Vorleistung treten
Nachteile:
Zahlungsausfallrisiko
Verwaltungsaufwand bei Mahnungen
SEPA-Lastschriftverfahren
Besonders im deutschsprachigen Raum verbreitet.
Vorteile:
Keine umsatzabhängigen Gebühren für Händler, wie zum Beispiel bei PayPal
Nachteile:
Rückbuchungen möglich
Beim direkten SEPA-Einzug ist neben der 22-stelligen IBAN auch die Eingabe der BIC notwendig.
Vorkasse/Überweisung
Klassische, aber rückläufige Zahlungsart.
Vorteile:
Keine Zahlungsgebühren für Händler
Geringes Risiko bei Zahlungseingang vor Versand
Nachteile:
Langsamer Zahlungsprozess
Geringe Kundensicherheit
Sofortüberweisung / Klarna
Die Zahlungsmethode Sofortüberweisung heißt jetzt Klarna.
Nach eigenen Angaben verwenden etwa 100 Millionen Kundinnen und Kunden in Europa den Zahlungsdienstleister Klarna. Eine kleine Vorgeschichte:
2005: Die Sofort GmbH wird als typisches Start-Up gegründet und bietet die Zahlungsart „Sofortüberweisung“ an.
2014: Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna übernimmt die Sofort GmbH und deren Kunden. Klarna integriert die Sofortüberweisung in sein eigenes Zahlungssystem.
2020: Während der Coronapandemie wächst der Onlinehandel – und damit auch Klarna. In die Kritik steht aber die klassische Sofortüberweisung, weil dabei Informationen fremder Konten an Klarna weitergegeben werden.
2021: Die Klarna-Bank bietet Girokonten in Deutschland an.
2024: Die Sofortüberweisung wird nicht mehr als eigenständige Zahlungsart angeboten, sie ist nun Teil der Klarna-App und wird als „Klarna Sofort“ oder „Klarna Sofortüberweisung“ bezeichnet.
2024: Zur Nutzung der Klarna-App wird zwingen ein Klarna-Konto benötigt.
Rechnungs- und Ratenkauf: BNPL – Buy now, pay later
Typisch für Klarna sind der Kauf auf Rechnung und die Ratenzahlung. Beides funktioniert nach dem BNPL-Prinzip „Buy now, pay later“ (Kaufe jetzt, zahle später). Nicht wenige Verbraucher geraten durch diese Verlockungen in eine Schuldenfalle, die Schuldenberatungen sprechen deshalb auch schon von Klarna-Schulden.
Das Klarna-Konto
Der Zahlungsdienstleister ist heute auch eine eigene Bank. Kunden können bei der Klarna-Bank Geld verzinst anlegen. Das Unternehme schrieb in den Jahren 2022 und 2023 allerdings noch kräftige Verluste.
Das Kerngeschäft von Klarna
Klarna nimmt wie PayPal eine Rolle als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern ein und tritt dabei gegenüber dem Verkäufer in die sogenannte Vorleistung.
Käufer zahlen den Rechnungsbetrag an Klarna.
Verkäufer erhalten sofort oder gemäß bestimmen Bedingungen den Rechnungsbetrag.
Zahlungsarten innerhalb Klarna
Klarna bietet verschiedene Zahlungsmethoden an. Die Details sind in den Klarna-AGB näher beschrieben.
Sofortige Zahlung: Sofortige Zahlung per Lastschrift, Sofortüberweisung oder Kreditkarte. Voraussetzung ist ein Kundenkonto bei Klarna. Ohne dieses Konto kann die sofortige Zahlung nicht genutzt werden.
Rechnung mit 30 Tagen Zahlungsfrist: Diese Option ermöglicht es Kunden, die Ware zu erhalten (und zu prüfen) und erst später zu bezahlen. Die Kunden haben also 30 Tage Zeit, ihre Rechnung zu bezahlen. Klarna wirbt damit, dass die Rechnungsbegleichung pausieren kann, falls zwischen Verkäufern und Käufern Probleme auftreten.
3 zinsfreie Teilzahlungen: Bei dieser Methode wird der Rechnungsbetrag in drei Teilzahlungen gesplittet: Die Zahlungen sind beim Erhalt der Bestellbestätigung sowie nach 30 und 60 fällig.
Ratenzahlung: Für größere Einkäufe bietet Klarna eine Ratenzahlung im Zeitraum zwischen 6 und 36 Monaten an. Die Höhe der Zinsen ist nicht exakt in den Klarna-AGB festgelegt, in der Regel liegt der Zinssatz aber deutlich oberhalb der üblichen Höhe bei einem Bankkredit. Es ist davon auszugehen, dass Klarna in diesem Bereich höhere Gewinne erwirtschaften möchte.
Klarnas Verbreitung
In folgenden Ländern sind einzelne Zahlungsmethoden von Klarna verfügbar:
Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, Deutschland, Österreich, Niederlanden, Belgien, Schweiz, Frankreich, Italien, Polen, Spanien, Portugal, Großbritannien, Ungarn, Tschechische Republik, Slowakei, Australien und die USA.
Klarna-Girokonten:
Seit 2021 bietet Klarna Girokonten in Deutschland an. Eine genaue Auflistung aller Länder, in denen das Unternehmen auch als Bank tätig ist, fehlt allerdings.
Konto-Konditionen
Für ein Klarna-Flexkonto sind aktuell (Juni 2025) 2 Prozent Jahreszins festgelegt. Kontogebühren fallen aktuell kein an. Das Konto ist durch das schwedische Einlagensicherungssystem gedeckt. Die maximale Entschädigung pro Kunde beträgt 1.050.000 SEK, etwa 100.000 EUR.
Klarna und der Bundesverband der Verbraucherzentralen
Nach Angaben des VZBV (Verbraucherzentrale Bundesverband) berichten Klarna-Kunden von Rückbuchungen korrekt überwiesener Beträge aufgrund geringfügiger Abweichungen im Verwendungszweck. Die Folge waren Mahnungen durch Inkassounternehmen.
Zudem steht Klarna im Verdacht, nicht wenige Nutzer durch das spätere Bezahlen und das Bezahlen auf Kredit in eine Übschuldung zu treiben.
Siehe dazu auch das Phishing-Radar der Verbraucherzentrale.
Klarna als Händler anbieten
Die Integration von Klarna in die Shopsysteme funktioniert sehr gut mit dem übergreifenden Zahlungsanbieter Stripe. Stripe für Unternehem unterstützt Klarna in Australien, Kanada, Neuseeland, den USA und 24 europäischen Ländern, darunter das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland. (Stand Juni 2025).
Apple Pay
Der Zahlungsdienstleister Apple Pay.
Händler können sich nicht direkt an Apple wenden, um die Zahlungsart Apple Pay in ihrem Onlineshop zu integrieren. Erforderlich ist ein übergreifender Zahlungsdienstleister wie Stripe oder Mollie. Was der Onlineshop für die Intergration von Apple Pay außerdem benötigt:
Eine gültige SSL-Verschlüsselung. Achtung: Diese Voraussetzung gilt heute für alle Websites, die in irgendeiner Form eine Eingabefeld enthalten, also nicht nur für Shops, sondern auch für Websites mit Kontaktformularen.
Einhaltung der Richtlinien für die Nutzung von Apple Pay.
Der Händler benötigt außerdem eine Händlerkennung (Merchant Identifier), um sich gegenüber Apple Pay zu identifizieren und Zahlungen zu akzeptieren. Die Händlerkennung wird von Apple bereitgestellt.
Was Kunden für Apple Pay benötigen
Ein kompatibles Apple-Gerät.
Eine Apple ID.
Eine hinterlegte Zahlungskarte.
Biometrische Authentifizierung
Die Transaktion
Folgende Arten sind möglich, um eine Transaktion via Apple Pay zu autorisieren:
Face ID (Gesichtserkennung)
Touch ID (Fingerabdruck)
Gerätecode des Kunden
WooPayments
Zahlungsart für WooCommerce: WooPayments
Für WooCommerce steht eine eigene Zahlungsplattformzur Verfügung: WooPayments. WooPayments ist ein für WordPress optimiertes Stripe. Die Anwender-Community ist davon allerdings wenig begeistert. Die Kritikpunkte:
WooPayments – Screenshot Juni 2025
Datenschutz: Eine Verknüpfung mit wordpress.com und Jetpack ist notwendig.
Technische Probleme in der Kombination von WooPayments und anderen Plugins.
Die Auszahlungen lassen auf sich warten.
Auswahlkriterien für Zahlungsanbieter
Ein Zahlungsanbieter (Payment Service Provider, PSP) fungiert als Schnittstelle zwischen Online-Shop, Kunde und Bank. Die Auswahl des richtigen PSPs hängt von verschiedenen Kriterien ab:
Gebührenstruktur
Transaktionsgebühren, monatliche Grundgebühren, Einrichtungsgebühren – alle Kosten sollten transparent sein.
Integration und Kompatibilität
Die technische Anbindung an Shop-Systeme (z. B. Shopify, WooCommerce, Shopware) sollte reibungslos funktionieren.
Reporting und Buchhaltung
Ein gutes Dashboard, Exportfunktionen und automatisierte Rechnungsstellung erleichtern die Buchführung.
Einzelne Zahlungsanbieter (Auswahl)
Anbieter
Besonderheiten
Stärken
Schwächen
PayPal
Weltweit bekannt
Vertrauen, einfache Integration
Hohe Gebühren
Klarna
Fokus auf Ratenzahlung und Rechnungskauf
Kauf auf Rechnung
Teils unübersichtliche Gebühren
Amazon Pay
Nutzung von Amazon-Konto
Vertrauen bei Amazon-Kunden
Nur bei Amazon-Kunden sinnvoll
Umfassende Zahlungsanbieter (Auswahl
Anbieter
Besonderheiten
Stärken
Schwächen
Stripe
Zahlungsplattform
Deckt über 100 Zahlungsarten ab
Datenschutz nach US-Standard
Mollie
Zahlungsplattform
Deckt über 100 Zahlungsarten ab
Datenschutz nach EU-Standard
Trends und Entwicklungen
Buy Now, Pay Later (BNPL)
Dienste wie Klarna gewinnen an Beliebtheit. Sie ermöglichen eine sofortige Bestellung mit späterer Zahlung – ideal für jüngere Zielgruppen.
Kryptowährungen
Noch Nischenmarkt, aber zunehmende Relevanz im Tech-affinen Umfeld.
Biometrische Zahlung
Gesichtserkennung oder Fingerabdruck bieten schnelle Authentifizierung, vor allem bei Mobile Payment.
Omnichannel-Payment
Vernetzung von Online- und Offline-Zahlungen, z. B. durch einheitliche POS-Systeme und digitale Wallets.
Fazit
Die Wahl der richtigen Zahlungsarten und -anbieter ist ein zentraler Erfolgsfaktor im E-Commerce. Händler sollten regelmäßig prüfen, welche (neuen) Zahlungsarten von der Zielgruppe bevorzugt werden und ob ihre technischen sowie wirtschaftlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Ein ausgewogener Mix aus traditionellen und modernen Zahlungsarten ist der beste Weg.